Der Balkan – Eine Region zwischen zwei Welten, ein Symbol für eine gewaltige Geschichte und im Volksmund eher als enfant terrible bekannt.
Aber was zeichnet Südosteuropa aus? Das Mammutwerk der deutschen Historikern Marie-Janine Calic erlaubt nicht nur einen Einblick in die Geschichte, sondern hebt auch die unendlich vielen Vernetzungen die einzelnen Länder und Bezirke hervor. Dazu kommt das andauernde Paradox der Rückständigkeit, indem sich Südosteuropa zum internationalen Diplomatie Spielplatz der Grossmächte umwandelte.
Auf 704 Seiten erleutert Calic zudem auch die Besonderheiten der einzelnen wichtigen Städte, u.a. Plovdid, Bucharest, Thessaloniki und Belgrad. Dazu kommen spannende „fun facts“, wie z.B., dass im Thessaloniki des Osmanischen Reiches die Volkszählung nicht lediglich nach Ethnizität, Alter oder Anzahl von Kindern erfolgte, sondern durch Bartfarben der Männer kategorisiert wurde.
Eine zentrale Rolle spielt hierbei auch die Suche nach einer gemeinsamen Identität. Fernab von Stereotypen über Klischees, bietet Calic gewagte Theorien über den heutigen Patriotismus, die Verantwortung gegenüber der geschichtlichen Aufarbeitung sowie den tiefen Stolz der verschiedenen Völker an.
Wer schon mal durch Reisen, Literatur oder Bekanntschaften versucht hat, den Balkan kennen, – und verstehen zu lernen, wird sich dieser immensen Herausforderung bewusst sein. Dennoch ist es unerlässlich, auf dieser Suche auch in die Geschichte einzutauchen, um nicht nur über altbekannte Themen wie etwa Sozialismus, Kriege oder die Kosovo-Frage nachzudenken, sondern auch die unzähligen Mitwirkungen und Beiträge dieses Erdteils an der europäischen, – und globalen Geschichte zu bedenken. Am Ende stellt sich heraus: Der Balkan – wahrhaftig eine Weltregion!
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