In dieser kleinen Einleitung würde ich gerne meine Erfahrung teilen, wie ich diese Interviews gemacht habe. Ich bin auf die Krim gereist, und dachte mir, dass ich da vor Ort mehrere Leute treffen werde, die bereit wären, meine ganz einfachen Fragen zu beantworten. Da ich selber aus der Krim komme, habe ich nicht gezweifelt, dass mindestens meine Verwandten und Bekannten gerne mit mir ein Gespräch führen würden. Das war aber nicht der Fall. Sie hatten nämlich alle Angst, und fast alle haben schlussendlich abgesagt, mir die Interviews zu geben. Sie sagten, es sei zu riskant. Schließlich habe ich nur ein Interview auf der Krim gemacht, und sogar dieses Mädchen hat ganz kurze und ganz formelhafte Antworten gegeben. Die anderen zwei Interviews habe ich nach der Rückkehr in Kiew aufgenommen. Hier haben die Menschen, die aus der Krim kommen, weniger Angst und mehr Lust, ihre Meinungen, Erfahrungen und Eindrücke zu teilen. Es lässt sich ganz deutlich erkennen, wenn man die 3 Interviews vergleicht.
Interview 1: „Erstens, war es keine Annexion.“
Maryna ist 19 Jahre alt, studiert Management an der Sewastopol Abteilung der Russischen Plechanow-Wirtschaftsuniversität. Maryna kommt aus der kleiner Grenzstadt Armiansk, aber momentan wohnt und studiert sie in Sewastopol.
1. Haben Sie am Referendum teilgenommen?
Maryna: Damals war ich nur 17 Jahre alt, also hatte kein Recht, zu votieren.
2. Und Ihre Eltern?
Maryna: Ja, sie haben daran teilgenommen.
3. Haben sie für den Beitritt in die Russische Föderation gestimmt?
Maryna: Diese Frage werde ich nicht beantworten.
4. Wie sind Sie zur Krimannexion eingestellt?
Maryna: Erstens, war es keine Annexion. Ich befürworte es auf jeden Fall.
5. Könnten Sie bitte Ihre Meinung begründen?
Maryna: Weil ich denke, dass es aus dem Blickwinkel der historischen Gerechtigkeit richtig und fair ist.
6. Ihrer Meinung nach, wer hat den Beitritt der Krim zur Russischen Föderation gefördert, was genau hat diese Situation verursacht?
Maryna: Das war der Volkswille der Einwohner der Halbinsel.
7. Wie hat sich Ihr Alltag nach diesen Ereignissen geändert?
Maryna: Die erste Änderung, die ich erlebt habe, waren die neuen Abschlussprüfungen, auf die ich mich nicht so gut vorbereitet fühlte. Im Laufe der Schulzeit haben wir uns immer auf die «External independent evaluation» vorbereitet, die Prüfungen, die jeder Abiturient in der Ukraine ablegen muss. In der Russischen Föderation unterscheiden sich das Format der Prüfungen sowie das Schulprogramm im Vergleich zur Ukraine, so dass ich im Jahre 2015 schon die russischen „Unified State Exams“ ablegen sollte.
Was noch? Seitdem benutzen wir Rubel statt Hrywna, und diese leckere Schokoladentafel „Korona“ wird hier auch nicht mehr verkauft.
8. Haben Sie auch irgendwelche Änderungen im Schulsystem bemerkt? Wird die ukrainische Sprache noch unterrichtet?
Maryna: Also ja, ich habe eine kleine Schwester, die noch in der Schule lernt. Ukrainisch wird nach wie vor unterrichtet, soweit ich weiß. Jetzt wird sogar ins Schulprogramm Krimtatarisch eingeführt. Die Lehrer, die Ukrainisch unterrichtet haben, haben sich überwiegend zu Lehrern der russischen Sprache umqualifiziert. Meine Lehrerin unterrichtet aber weiter Ukrainisch. Im Allgemeinen lernt man in den Schulen auf der Krim dieselben Fächer, wie früher.
9. Haben Sie irgendwann die Grenze passiert?
Maryna: Nein, ich habe keinen ukrainischen Personalausweis. Man muss den Ausweis nach der ukrainischen Gesetzgebung im Alter von 16 bekommen. Ich war genau 16 Jahre alt im Jahr 2014, was bedeutet, dass ich also schon keine Möglichkeit mehr hatte, diesen zu erhalten. Ausschließlich mit dem russischen Pass über die Grenze zu gehen, ist zu riskant, weil dieses Dokument in der Ukraine nicht akzeptiert wird.
10. Hatten Sie Konflikte in Ihrem Bekanntenkreis aufgrund der gegenwärtigen politischen Situation?
Maryna: Im Großen und Ganzen eher nicht, weil in meinem Bekanntenkreis fast alle dieselbe Meinung hatten. In der Schule wird uns immer wieder erklärt, dass solche Themen in der Schule nicht besprochen werden müssen. Solche Gespräche waren zwar nicht verboten, aber auch nicht erwünscht.
Interview 2: Die Kinder wollen die Geschenke von ihren Verwandten aus „Choclandia“ (Ukraine) nicht annehmen.
Anastasiia ist 27 Jahre alt und kommt aus Sewastopol. Sie ist vor einigen Jahren aus Sewastopol nach Kiew fürs Studium umgezogen, und arbeitet jetzt als Leiter der Finanzabteilung in einem Unternehmen in Kiew. Sie besucht relativ oft ihre Eltern, die auf der Krim geblieben sind.
1. Haben Sie am Referendum teilgenommen?
Anastasiia: Nein, ich war damals schon in Kiew.
2. Wie sind Sie zur Krimannexion eingestellt?
Anastasiia: Ich bin total negativ eingestellt.
3. Könnten Sie bitte Ihre Meinung begründen?
Anastasiia: Es gibt ein Land, und ein Nachbarland dringt ins Territorium dieses Landes ein, und denkt, dass dieses Land diesem Nachbarland etwas schuldig ist. Und danach dieses entscheidet Nachbarland, den Teil des Territoriums gewaltsam wegzunehmen.
4. Haben Sie irgendwann die Grenze passiert?
Anastasiia: Ja, das mache ich so ungefähr zweimal pro Jahr, um meine Eltern zu besuchen.
5. Sind Sie auf irgendwelche Probleme an der Grenze gestoßen?
Anastasiia: Generell nicht, aber die Zollbeamten fragen mich immer, wohin ich fahre, wo ich arbeite, wen ich genau besuchen möchte usw. Ich fülle die Migrationskarte[1] prinzipiell auf Englisch aus. Es gibt da zwei Optionen: man kann entweder auf Russisch, oder auf Englisch die Karte ausfüllen. Das mache ich, wie gesagt, immer auf Englisch. Es geht den Grenzwächtern immer auf die Nerven, weil sie die Sprache manchmal nicht verstehen können. Mit meinem Gepäck hatte ich niemals Probleme, obwohl das immer geprüft wird.
Einmal habe ich eine interessante Situation erlebt; ich bin mit dem „Marschrutka“ (Kleinbus-Sammeltaxi) von Sewastopol nach Cherson gefahren (anders geht es momentan nicht), und als wir uns der Grenze angenähert hatten, wurde uns folgendes gesagt: „Jetzt führen wir die „Übungen“ für die Grenzwächter durch, und wir werden im Auto einen verbotenen Stoff lassen, und die Mitarbeiter der Zollverwaltung sollen diesen Stoff finden und konfiszieren“. Es war ein bisschen anstrengend.
6. Haben sie dann schlussendlich den Stoff gefunden, oder?
Anastasiia: Ja, haben sie.
7. Ihrer Erfahrung nach, mit welchem Pass passiert man normalerweise die Grenze? Ist es überhaupt möglich, z.B. die russische Grenze mit dem ukrainischen Pass zu passieren, wenn man die Anschrift auf der Krim hat?
Anastasiia: Persönlich habe ich keinen russischen Ausweis, und deshalb muss ich über die beiden Grenzpunkte mit dem ukrainischen Pass gehen. Normalerweise zeigt man den russischen Ausweis am russischen Grenzpunkt, und den ukrainischen Ausweis am ukrainischen Kontrollpunkt. Es ist aber natürlich nicht erwünscht, auf an der russischen Grenze einen ukrainischen Pass zu zeigen, denn sie zwingen alle dazu, nur die russischen Dokumente zu bekommen und zu verwenden. In diesem Fall wird es aber für die Krim-Bewohner nicht möglich, aus der Krim (n)irgendwohin zu fahren – außer nach z.B. Wologda und Krasnojarsk natürlich.
8. Ihrer Meinung nach, wer hat den Beitritt der Krim zur Russischen Föderation gefördert und was genau hat diese Situation verursacht?
Anastasiia: Meiner Meinung nach, wurde es offensichtlich von der russischen Regierung gefördert und verursacht.
9. In ihrem Bekanntenkreis hat aber die Mehrheit FÜR den Beitritt gestimmt, richtig?
Anastasiia: Ja, natürlich. Diese Situation soll aber nicht missverstanden werden. Es gab tatsächlich 2 Varianten: entweder man nimmt am Referendum teil, und stimmt FÜR den Beitritt, oder man ignoriert das Referendum, weil man dieses für unrechtmäßig hält. Meine Eltern zum Beispiel haben überhaupt nicht teilgenommen. Sogar wenn sie dagegen gestimmt hätten, hätte es auf jeden Fall nichts geändert.
10. Und wie geht es momentan Ihren Eltern, sind sie mehr oder weniger mit der gegenwärtigen Situation zufrieden?
Anastasiia: Nein, eigentlich haben sie vor, alles, was sie auf der Krim haben, zu verkaufen und auf den kontinentalen Teil der Ukraine umzuziehen.
11. Wie hat sich Ihr Alltag nach diesen Ereignissen geändert?
Anastasiia: Also, erstens sind die Bewohner gezwungen, die russischen Pässe zu bekommen und die Unternehmer sind gezwungen, in die russische Steuerverwaltung zu zahlen. Um da zu leben und irgendwie zu existieren, müssen sie arbeiten und dafür brauchen die Einwohner die russischen Pässe. Um zu arbeiten, sollen sie Steuern ins russische Budget zahlen und um die Steuer zahlen zu können, brauchen sie auch russische Pässe. Das ist der ewige Kreis.
Ukrainische Fernsehkanäle sind auch verboten. Wenn man über die letzten Ereignisse in der Welt erfahren möchte, muss man teure Satellitenanlage kaufen und einstellen, wie meine Eltern das gemacht haben. Ansonsten hat man die Möglichkeit, sich nur die russischen Kanäle anzusehen, und sich die prorussischen Nachrichten anzuschauen.
Absurde Situationen passieren fast jeden Tag. Neben dem Haus, wo wir leben, beobachten wir sehr oft die fliegende Waffentechnik. Es gibt auch erhebliche Probleme mit der Verbindung – sehr oft ist es zu bemerken, dass jemand ins Gespräch eindringt, als ob das Telefongespräch abgehört würde. Natürlich hat sich die Psychologie der Menschen geändert. Jetzt haben die Leute Angst, eigene Meinungen zu äußern und irgendwelche Initiative zu zeigen, auch solche Interviews zu geben, zum Beispiel.
Ja, das habe ich auch bemerkt.
12. Haben Sie auch irgendwelche Änderungen im Schulsystem bemerkt? Wird die ukrainische Sprache noch unterrichtet?
Anastasiia: Soweit ich weiß, versucht jetzt die Regierung das System so anzupassen, um die richtigen prorussischen Patrioten zu erziehen. Diese „Erziehung“ fängt im Kinderkarten an, und geht bis zur Universität weiter. Das wird durch die Einführung von neuen Schulfächern gemacht und auch durch die ständige Propaganda, dass die Ukraine etwas Schlechtes ist, und Russland etwas Gutes.
Einmal habe ich auch mit einer alten Frau in Marschrutka gesprochen, sie wohnt selber in Cherson (auf dem kontinentalen Teil der Ukraine), aber ihre Tochter und Ihr Enkel wohnen in Sewastopol. Sie hat ihren Enkel zu seinem Geburtstag besucht und hat ihm Kreuzchen geschenkt. Das Kind ist nur Erstklässlerer, in etwa, und er hat danach seiner Oma gesagt, dass er das Geschenk nicht annehmen kann, weil das aus „Chochlandia“[2] kommt, und dass die „Chochly“ schlechte Leute sind. Offensichtlich ist es zweifelhaft, dass ein Kind überhaupt die Bedeutung der Wörter „Chochlandia“ und „Chochly“ verstehen kann, daraus geht hervor, dass sogar den kleinen Kindern die Gehirnwäsche ganz gut und ständig eingetrichtert wird.
Das ist eigentlich in der ganzen Stadt Sewastopol zu bemerken: so jede 50-100 Meter kann man die Plakatwände mit Putin sehen, mit den Überschriften „Putin, wir sind für Dich!“, „Putin, wir sind mit Dir!“, „Putin ist der beste, der Höfflichste.“ und so weiter und sofort.
Soweit ich also weiß, wird Ukrainisch nicht mehr unterrichtet. Sogar wenn es in einigen Schulen dieses Fach gibt, zweifele ich, dass jemand diese Unterrichtskurse besucht. Meine Taufkinder und Neffen, die in Sewastopol wohnen, sind alle negativ zur Ukraine eingestellt, und versuchen immer alles, was Bezug darauf hat, zu vermeiden. Als ich noch in der Schule gelernt habe, wurde Ukrainisch nur von der 9. bis 11. Klasse unterrichtet, und nur einmal pro Woche – Ukrainische Literatur sogar einmal in 2 Wochen. Es war also damals schon echt selten.
13. Was die Preise angeht, hat sich in diesem Bereich auch etwas geändert?
Anastasiia: Ja, die Preise sind wesentlich höher geworden. Die Leute, überwiegend die Rentner und Staatsangestellte, haben sich zunächst über die Erhöhung der Löhne und Renten gefreut, doch waren sie danach total enttäuscht, als sie die Preise gesehen haben. Die Situation ist in keiner Hinsicht besser geworden. In kleinen Städten auf der Krim sind die Preise sogar mit Kiewer Preise vergleichbar, in Sewastopol sind sie sogar noch höher, als hier in der Hauptstadt der Ukraine.
14. Hatten Sie Konflikte in Ihrem Bekanntenkreis aufgrund der gegenwärtigen politischen Situation?
Anastasiia: Meine Freunde sind überwiegend mit mir nach Kiew umgezogen, also mit ihnen hatte ich keine Konflikte. Was die Verwandten angeht, unterhalten wir uns fast nie darüber, weil alle ganz feindlich gegen uns eingestellt sind.
Interview 3: „Ich habe für den Beitritt gestimmt, weil damals solch eine Allgemeinstimmung in meiner Stadt herrschte…“
Anna ist 38 Jahre alt, kommt ursprünglich aus Sewastopol und wohnt seit einem Jahr in Kiew. Momentan arbeitet sie als Managerin in einem Unternehmen in Kiew.
1. Haben Sie am Referendum teilgenommen?
Anna: Ja, ich habe für den Beitritt gestimmt.
2. Warum haben Sie sich dafür entschieden?
Anna: Weil damals solch eine Allgemeinstimmung in meiner Stadt herrschte… Meine Bekannten, die das Referendum besucht haben, haben alle dafür votiert, und einige Leute haben sich der Stimme enthalten. Aber ich denke, dass es auf jeden Fall nichts beeinflusst hat, das war mehr so für die Statistik, oder keine Ahnung wofür. Diese Entscheidung hätten sie auf jeden Fall getroffen, unabhängig von unseren Stimmen.
3. Wie sind Sie zur Krimannexion eingestellt?
Anna: Eher negativ.
4. Könnten Sie bitte Ihre Meinung begründen?
Anna: Wegen dieser Situation sind mehrere Probleme entstanden, die in erster Linie die Menschen, die auf beiden Seiten dieser Grenze wohnen, betreffen. Es gibt viele logistische Probleme, Probleme in zwischenmenschlichen Beziehungen; jemand ist dafür, der andere ist dagegen usw. Ich denke, dass man das vermeiden könnte, aber diese Entscheidung wurde auf politischer Ebene getroffen, deshalb hatten wir hier fast keinen Einfluss auf die Situation.
5. Haben Sie irgendwann die Grenze passiert?
Anna: Ja, früher habe ich 3-4-mal pro Jahr die Grenze passiert, jetzt mache ich das seltener, weil ich nach Kiew umgezogen bin.
6. Sind Sie auf irgendwelche Probleme an der Grenze gestoßen?
Anna: Ja, als ich aus der Krim in die Ukraine umgezogen bin, und meine Sachen transportiert habe, gab es echt viele Probleme und viele Fragen auf dem russischen Zollamt. Die Grenzer haben zwar keine Ansprüche gestellt, aber sie haben die Kontrolle auf 5 Stunden verzögert. Es waren viele bürokratische Sachen zu erledigen.
Soweit ich weiß, sind die Grenzwächter im Allgemeinen ganz freundlich zu den Menschen eingestellt, die relativ oft die Grenze passieren, und die in den Grenzgebieten wohnen. Da herrschen schon die gutnachbarlichen Beziehungen, wenn man so sagen könnte.
7. Welchen Pass verwenden Sie an den verschiedenen Kontrollpunkten? Haben Sie auch einen russischen Ausweis?
Anna: Ja, ich habe einen, aber eigentlich zeige ich an den beiden Kontrollpunkten den ukrainischen Ausweis. Theoretisch darf man die beiden verwenden, es ist egal, aber mit dem russischen Pass ist es fast unmöglich, durch die ukrainische Kontrolle zu gehen. am russischen Grenzpunkt schlagen die Grenzwächter vor, die ukrainischen Ausweise zu verwenden, um die Probleme auf dem Rückweg zu vermeiden.
8. Wie hat sich Ihr Alltag nach diesen Ereignissen geändert?
Anna: Im Alltag hat sich nicht vieles geändert eigentlich. Am Anfang war es sozusagen die Übergangsperiode. Es gab natürlich einige Schwierigkeiten. Wir mussten die Dokumente tauschen, um die russischen Ausweise bekommen. Also es war ein relativ langfristiger bürokratischer Prozess. Es war natürlich nicht obligatorisch, die neuen Dokumenten zu erhalten, aber es war trotzdem viel bequemer.
Es war auch zu erwarten, dass das Preisniveau in Russland höher ist, als in der Ukraine. Die Preise sind also auf der Krim gestiegen, und in Sewastopol auch.
9. Und die Löhne sind auch gestiegen, oder?
Anna: Die Renten und die sozialen Leistungen im Allgemeinen wurden am Anfang erhöht, aber jetzt steigert die Regierung solche Leistungen nicht so gerne. Im Durchschnitt sind die Löhne auch gestiegen.
Momentan sind, nach einigen Jahren nach der Annexion, sogar die Menschen, die früher voll und ganz „prorussisch“ eingestellt waren, enttäuscht damit, was jetzt auf der Krim passiert. Es betrifft nicht so sehr die wirtschaftliche Situation – also es gibt keine Hungersnot oder sonst was, alles in Ordnung. Es wird aber vor allem erwartet, dass es in der Russischen Föderation mehr Ordnung und Disziplin gibt und weniger Korruptionsfälle. Diese Erwartungen wurden aber soweit nicht erfüllt, und die Bewohner sind nicht zufrieden, wie sich die Geschehnisse momentan entwickeln. Also, es gibt nicht so viele Änderungen, wie die Krim-Bewohner erwartet haben.
Die größte Schwierigkeit bleibt aber diese logistische Seite. Jetzt erfordert eine Reise aus der Krim und auf die Krim viel mehr Reisekosten und viel mehr Zeit, als früher. Das ist der größte Nachteil in diesem Sinne.
10. Haben Sie auch irgendwelche Änderungen im Schulsystem bemerkt? Wird die ukrainische Sprache noch unterrichtet?
Anna: Ja, in einigen Schulen wird Ukrainisch noch unterrichtet, aber ab 2014 als ein Wahlfach, wie Englisch oder Deutsch.
11. Hatten Sie Konflikte in Ihrem Bekanntenkreis aufgrund der gegenwärtigen politischen Situation?
Anna: Nein, ich persönlich hatte keine Konflikte.
Quellen:
[1] Ein Dokument, das man immer an der Grenze zur Russischen Föderation ausfüllen muss.
[2] Beleidigende Benennung der Ukraine, die sehr oft in der russischen Propaganda verwendet wird. Das Wort „Chochol“ bedeutet ein Büschel – die Frisur, die für ukrainische Kosaken typisch war. Die Russen haben dann begonnen die Ukrainer „Chochly“ zu nennen, und aus diesem Wort stamm eigentlich das Wort „Chochlandya“ – „Das Land der Büschel“, wie es sich wörtlich übersetzten lässt.
Bildquelle: http://crimea.ria.ru/society/20160209/1103128352.html
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