In schweren Zeiten kann es hilfreich sein, das ein oder andere Buch zur Hand zu haben, das Orientierung geben kann und uns hilft, eine eigene, sachliche Haltung zum Geschehen zu entwickeln. Die folgende Zusammenstellung an deutschsprachiger Literatur rückt die Arbeiten dreier herausragender Historiker:innen, die in den letzten Tagen auch in den Medien zu Wort gekommen sind, in den Fokus. Zum Schluss wird die Zeitschrift Osteuropa vorgestellt, die in ihren aktuellen Ausgaben einen starken Fokus auf die Ukraine und Russland gelegt hat.

 

Kerstin Susanne Jobst ist Professorin für Osteuropäische Geschichte an der Universität Wien. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in Ostmittel- und Osteuropa, sowie auf der Schwarzmeerregion. Jobsts Geschichte der Ukraine bietet einen profunden Überblick über die Geschichte der ukrainischen Nationalität von ihren Wurzeln bis zur Besetzung der Krim durch Russland und deren Nachwirken. In ihrer Geschichte der Krim steht die Frage nach der Bedeutung der Krim in der russischen und ukrainischen Geschichte im Zentrum, jedoch wird auch die wechselhafte Geschichte der Region über die letzten zweieinhalb Jahrtausende erzählt.

Geschichte der Ukraine, 2. aktualisierte Auflage Reclam 2015, 276 Seiten
befindet sich gerade im Nachdruck

Geschichte der Krim. Iphigenie und Putin auf Tauris, De Gruyter Oldenbourg 2020, 404 Seiten

 

Andreas Kapeller ist emeritierter Professor für Osteuropäische Geschichte an der Universität Wien und Mitglied der Österreichischen und der Ukrainischen Akademie der Wissenschaften. Er ist Experte für Nationalitätenkonflikte im russischen Zarenreich und die Geschichte der Ukraine. Seine über die Jahre immer wieder neu bearbeitete Kleine Geschichte der Ukraine ist das deutschsprachige Standardwerk zur ukrainischen Geschichte. Dabei kommt es Kapeller auch darauf an, nationale Mythen kritisch zu überprüfen und der bisher dominanten russozentrischen Perspektive eine ukrainische gegenüberzustellen. Im Buch Ungleiche Brüder geht es im speziellen um die Verflechtungen der russischen und ukrainischen Geschichte und das Ringen der Ukrainer um Eigenständigkeit.

Eine kleine Geschichte der Ukraine, 5. aktualisierte Auflage C.H.Beck 2019, 431 Seiten
eine 6. aktualisierte Auflage ist für dieses Jahr geplant

Ungleiche Brüder. Russen und Ukrainer vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Auflage C.H.Beck 2017, 267 Seiten
die zweite Auflage befindet sich druckfrisch auf dem Weg in den Buchhandel

 

Karl Schlögel ist Osteuropahistoriker und Autor zahlreicher Bücher zur sowjetischen Geschichte. Bis zu seiner Emeritierung lehrte er in Konstanz und Frankfurt an der Oder. Aus seinen zahlreichen Reisen in die Ukraine schöpfend unternimmt Karl Schlögel in Entscheidung in Kiew einen Streifzug durch ukrainische Städte und geht der Frage nach, was die Ukraine ausmacht. Mit viel Aktualiät führt Schlögel in seinen Städtebildern vor Augen, wie reich die ukrainische Geschichte und Kultur sind.

Entscheidung in Kiew. Ukrainische Lektionen, Carl Hanser Verlag 2015, 304 Seiten

 

Die Zeitschrift Osteuropa analysiert Politik und Kultur, Wirtschaft und Gesellschaft im Osten Europas als Teil der globalisierten Welt. Periodisch erscheinende Themenhefte rücken Probleme in eine vergleichende Perspektive; Länderhefte bieten Orientierung zur Osterweiterung des europäischen Denkens; handbuchartige Doppelhefte stellen als Referenzwerke die Grundlagen des Wissens zur Verfügung. Herausgegeben wird Die Zeitschrift von der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde. Ausgewählte Beiträge können auch online frei zugänglich gelesen werden. Ende letzten Jahres erschien z. B. ein Beitrag von Andreas Kapeller über Putins Geschichtsauffassung.

 

Weiterführende Links

Ein Gespräch mit Kerstin S. Jobst über die ukrainische Geschichte: https://www.profil.at/podcasts/wie-konnte-es-zwischen-russland-und-ukraine-soweit-kommen-frau-jobst/401922091

Zeitschrift Osteuropa: https://zeitschrift-osteuropa.de/

Beitrag von Andreas Kapeller über Putins Geschichtsauffassung in der Zeitschrift Osteuropa: https://zeitschrift-osteuropa.de/hefte/2021/7/revisionismus-und-drohungen/

Beitrag von Karl Schlögel mit einer Rückschau auf die Wende in der Zeitschrift Osteuropa: https://zeitschrift-osteuropa.de/hefte/2019/12/denken-ohne-gelaender/