Aleksander Janollari
Gjergj Fishta, ein Name, der in der albanischen Geschichte als Leuchtfeuer der albanischen Kultur und Identität strahlt, steht für viel mehr als nur für einen Dichter oder Priester. Als Franziskaner, Schriftsteller, und Politiker war er ein Schlüsselfigur in der albanischen Nationalbewegung des 20. Jahrhunderts, ein geistiger Baumeister der modernen albanischen Nation. Doch trotz seiner außergewöhnlichen Beiträge zur Literatur und zur nationalen Bewegung bleibt sein Grab unauffindbar – ein bedrückendes Symbol für einen Genie, das in der kollektiven Erinnerung der Albaner lebendig bleibt.
Als literarischer Botschafter der albanischen Nationalbewegung spielte Fishta eine zentrale Rolle bei der Wiederbelebung des albanischen Geistes. Seine Werke waren nicht nur künstlerische Schöpfungen, sondern auch politische Manifestationen, die zur Schaffung eines nationalen Bewusstseins beitrugen. Er stellte die albanische Sprache und Kultur in den Mittelpunkt und forderte sein Volk auf, sich seiner Identität bewusst zu werden und diese zu feiern. Fishta trat leidenschaftlich für die albanische Sprache ein, die er als Träger der Kultur und Identität betrachtete. Durch seine Schriften ermutigte er die Albaner, ihre eigene Sprache zu schätzen und sich gegen die Assimilationsversuche fremder Mächte zu wehren. In dieser Zeit des nationalen Erwachens wurde Fishtas Stimme zu einem Symbol des Stolzes und der Hoffnung für die Albaner, die in einem komplexen geopolitischen Umfeld ihre Identität bewahren wollten. Als er Als Fishta in den frühen Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts mit seinem literarischen Werdegang begann, ahnte er nicht, dass seine Worte für Generationen von Albanern zum Klang der Freiheit werden würden. Sein monumentales Werk Lahuta e Malcís (Die Laute des Hochlands), das in epischer Dichtkunst die albanischen Kämpfe gegen fremde Mächte wie Montenegro und Serbien schildert, gehört zu den größten Schätzen der albanischen Literatur. Dieses Epos, das 1937 veröffentlicht wurde, vereint Mythen, Legenden und historische Erzählungen, um die Geschichte des albanischen Volkes und seine Kämpfe gegen äußere Bedrohungen darzustellen. In diesem beeindruckenden Werk entfaltet Fishta die reiche kulturelle Tradition Albaniens und lässt die Stimmen von Helden, Kriegern und einfachen Menschen lebendig werden. Mit unvergleichlicher Bildsprache er ein Epos, das die Freiheit Albaniens feierte und die Traditionen des Hochlands in der gesamten Nation verankerte. Fishta erhob die Stimme für die Unabhängigkeit, die Ungerechtigkeiten, die Albanien damals erlebte, und die nationale Einheit Albaniens und verwandelte seine Dichtung in ein kraftvolles Instrument des Widerstands und der Hoffnung.
Die Zeit, in der Fishta lebte, war eine Periode des Umbruchs für Albanien. Das Ende des osmanischen Reiches und die Aufteilung des Balkans hinterließen eine Nation, die um Unabhängigkeit und Anerkennung rang. Fishta, als Priester und Intellektueller, erkannte früh, dass die albanische Sprache und Kultur das Band waren, das das albanische Volk über Konfessionen und Regionen hinweg verbinden konnte. Er war einer der treibenden Kräfte hinter dem Kongress von Monastir 1908, wo das albanische Alphabet standardisiert wurde – ein entscheidender Schritt zur Konsolidierung der albanischen Nation. Für Fishta war die politische Arbeit nicht von seiner literarischen Mission zu trennen. In seinen Schriften spiegeln sich seine politischen Überzeugungen wider – der Glaube an die Freiheit, an das Recht zur Selbstbestimmung und an die Bedeutung von Bildung und Kultur für das Überleben des albanischen Volkes. Neben seiner literarischen Größe war Fishta auch eine politische Figur von erheblichem Einfluss. Besonders bemerkenswert ist seine Rolle bei der Pariser Friedenskonferenz in Versailles im Jahr 1919, wo er als einer der Delegierten Albaniens auftrat. Zu dieser Zeit stand Albanien noch am Beginn seiner Unabhängigkeit und war von allen Seiten von den chauvinistischen Ambitionen ihrer Nachbarländer bedroht, da die Großmächte Europas Albanien oft als Randgebiet betrachteten, das leicht aufgeteilt werden könnte. In seiner Doppelrolle als Priester und Politiker war Fishta eine seltene Erscheinung – ein Mann, der sowohl geistliche als auch weltliche Anliegen mit Hingabe verfolgte. Er setzte sich unermüdlich dafür ein, dass Albanien nicht nur politisch unabhängig, sondern auch kulturell und spirituell geeint war. Für ihn waren die religiösen Unterschiede in Albanien – zwischen Muslimen und Christen – kein Hindernis für nationale Einheit, sondern eine Stärke, die das Land in seiner Vielfalt prägt. Für ihn war das Zusammenleben von Muslimen und Christen in Albanien ein Zeichen der Stärke, nicht der Schwäche. Er trat für eine albanische Nation ein, die sich ihrer vielfältigen Wurzeln bewusst war und in ihrer Vielfalt geeint blieb.
Doch das Schicksal meinte es nicht gut mit Gergj Fishta. Obwohl er zu den einflussreichsten Persönlichkeiten Albaniens zählt, verschwand sein physisches Grab nach seinem Tod im Jahr 1940, als die kommunistische Regierung versuchte, seine Werke zu verbieten und sein Erbe völlig auszulöschen. Hinter diesem beispiellosen Hass auf ihn standen nicht nur die albanischen Kommunisten, sondern auch ihre Herren in Moskau und Belgrad, die zu unterdrücken versuchten, wofür Fishta sein ganzes Leben lang kämpfte: Religion, Vaterlandsliebe und die Unabhängigkeit des Geistes. Doch sie haben sich geirrt! Fishta braucht kein Grab, denn sein wahres Denkmal ist überall – es liegt in den Bergen, Wäldern und Flüssen Albaniens, und in der Seele einer Nation, die er mit seinem Geist und seiner Liebe zur Freiheit geprägt hat. Sein unsterbliches Geist lebt in jeder Zeile seiner Dichtung, in jedem Atemzug der Freiheit, für die er gekämpft hat. Gergj Fishta mag kein Grab haben, doch seine wahre Ruhestätte ist das Herz der albanischen Nation – ein Erbe, das weder Zeit noch Tyrannen jemals auslöschen können.
Foto: https://picryl.com/media/gjergj-fishta-portret-3c3860