Furchtlose investigative Journalisten sind gleichzeitig Schild und Bausteine einer demokratischen Ordnung. Es besteht keine wahre Demokratie ohne Medien- und Pressenfreiheit, und die Journalisten, die Risiken eingehen, um diese Freiheit zu bewahren, stehen an vorderster Front im Kampf um demokratische Werte. Eine solche Kämpferin kommt aus einem kleinen balkanischen Bergland an der adriatischen Küste – Montenegro. Olivera Lakić, geboren in der montenegrinischen Hauptstadt Podgorica, hat sich als ein angesehener Name des montenegrinischen Journalismus etabliert. Ihren Ruf hat sie dank ihrer tapferen Arbeit an Enthüllung montenegrinischer Kriminalität und Korruption in der unabhängigen Tageszeitungen Vijesti verdient.
Seit dem Jahr 2011 ist Olivera Lakić wegen ihrer investigativen Arbeit von Bedrohungen für sie und ihre Familie betroffen. Die ersten Bedrohungen begannen als Konsequenz ihrer Arbeit an der Enthüllung des Untergrundhandels mit gefälschtem Tabak, die sich vor allem auf den Betrieb der Tara-Tabakfabrik in der Stadt Mojkovac und auf Montenegro Tobacco Company bezog.
Gemäss Oliveras Investigationsergebnissen waren bestimmte Beamte in der öffentlichen und geheimen Polizei in Montenegro am lukrativen Geschäft des Schmuggels gefälschter Zigarettenmarken beteiligt. Diese Serie an investigativen Artikeln machten sie zum Opfer zunächst anonymer Bedrohungen durch SMS-Nachrichten und ein Jahr danach kam es aber auch zu einem physischen Angriff vor ihrem Haus in der Hauptstadt Podgorica. Im Jahr 2018 ist sie wieder zu einem Opfer geworden, jetzt aber eines bewaffneten Angriffs, und dies geschah fast am gleichen Ort wie im Jahr 2012. Olivera Lakić litt aufgrund eines Schusses unter eine Beinverletzung, aber sie war glücklicherweise außer Lebensgefahr. Diesmal war die öffentliche Reaktion, aber auch die von allen relevanten regionalen und weltweiten Medienverbänden, europäischen Institutionen und der amerikanischen Administration sehr stark. Hunderte von Protestierenden, ausgerüstet mit Transparenten Stopp Gewalt und Für ein Leben ohne Angst, haben sich vor dem Regierungsgebäude in Podgorica gesammelt, um ihre Unzufriedenheit bezüglich der ungeklärten Angriffe auf Journalisten in vergangenen Jahren in ihrem Heimatland auszudrücken. Dadurch ist Olivera Lakić zu einem Symbol für Medienreformen und Sicherheit von Journalisten in Montenegro geworden.
Im Jahr 2019, bei der 13. Verleihung der Auszeichnung International Women of Courage Award, wurde Olivera Lakić als eine von zehn Frauen mit hervorragender Leistung anerkannt und ausgezeichnet. Dieser Preis wird von dem US-Außenministerium jährlich an Frauen aus der ganzen Welt vergeben, die außergewöhnlichen Mut und Führungsstärke bei der Befürwortung von Frieden, Gerechtigkeit, Menschenrechten, Gleichstellung der Geschlechter und der Stärkung von Frauen gezeigt haben, oft auch auf Kosten eigener Sicherheit. Olivera Lakić war eine von den zwei Europäerinnen und die einzige Journalistin, die 2019 den Preis bekommen hat. Sie ist zudem auch die vierte Frau aus dem Balkan, die mit der Auszeichnung ausgezeichnet wurde; vor ihr waren es drei Frauen aus Kosovo.
In ihrer schriftlichen Erklärung für das Radio Slobodna Evropa (Freies Europa) drückte sich Olivera Lakić über die Kämpfe aus, die sie schon hinter aber auch noch vor sich hat. Sie betonte, dass die Aufgabe demokratischer Staaten, Unterstützung und Sicherheit für freie Medien und Journalisten zu ermöglichen ist. Sie drückte zudem aus, dass der, der Ungerechtigkeit tut, unglücklicher ist als der, der darunter leidet. Diese entschiedene, tapfere Frau, die immer mit einem Lächeln auf dem Gesicht zu sehen ist, ist ein Symbol für den unendlichen Kampf für demokratische Werte bzw. die Medien- und Pressefreiheit. In der Zeit, wenn die Integrität vieler Medien und Journalisten in Frage gestellt wird, beweist Olivera immer wieder, dass das journalistische Wort noch immer von Wert ist. In diesem kleinen balkanischen Land, wo noch ziemlich viel an Geschlechtergleichstellung und Frauenunterstützung gearbeitet werden muss, kämpft sich Olivera Lakić mit ihrem Beispiel gegen den Status quo. Weder das Lächeln, noch den Mut hat sie im Laufe der Zeit verloren, auch nach Angriffen und Bedrohungen für sie und ihre Familie. Diese angesehene Journalistin ist ein Vorbild für jeden, der sich nicht mit defekten, unberechtigten Mechanismen abfinden kann und sich im Kampf eigener Integrität einsetzen will. Kommentare über die Angriffe auf sie und ihre Arbeit hat sie weder für eigene Tageszeitung, noch für die anderen abgegeben. Als Schutz gegen sie, bedient sie sich nur einer kompromisslosen Haltung und tapferen Lächelns.
Quellen:
https://web.archive.org/web/20190305220533/https://www.state.gov/s/gwi/iwoc/2019/bio/index.htm
https://www.slobodnaevropa.org/a/biografija-olivera-Lakić/29806469.html
https://www.theguardian.com/world/2018/may/08/investigative-journalist-olivera-Lakić-shot-montenegro
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