Die Migration ist eine der grossen Herausforderungen unserer Zeit, denn die sozioökonomische und politische Bedeutung von Migration hat stark zugenommen. Die Zahl der Migranten sowie die Diversität der Zielländer ist so gross wie nie zuvor. Es steht fest, dass Migration in den vergangenen Jahrhunderten die Welt verändert hat und zugleich ein wichtiges und globales Thema für die Zukunft ist.
Beispielsweise bekennen sich fast zwei Millionen Menschen im Ausland zu ihrer tschechischen Herkunft. In Bezug auf die aktuelle Einwohnerzahl (Stand 2010) beträgt dies ein Fünftel der Bevölkerung in Tschechien selber. Der grösste Teil spricht zwar kein Tschechisch mehr, dennoch bewahren sie das Bewusstsein der Zusammengehörigkeit mit dem tschechischen Volk und der Kultur.
Die tschechische Migrationsbewegung kann im Grunde in drei hauptsächliche Ursachen unterteilt werden, nämlich in religiöse, soziale und politische Auswanderungen. Die älteste Emigrationswelle fand im 18. Jahrhundert mit dem Exil des katholischen Klerus statt. Hierbei handelt es sich überwiegend um eine „klassische“ und ökonomisch motivierte Migration. Die Migration wird in diesem Sinne als einen einmaligen und unidirektionalen Ortwechsel verstanden. Die sozial motivierte Auswanderung fand im Gegensatz dazu am Anfang des 19. Jahrhunderts, durch die Besiedelung der Balkan-Grenzgebiete statt. Im Anschluss daran fanden weitere Auswanderungswellen in die USA (ca. 400 Tausend Personen) statt. Als die USA zwischen 1921 bis 1924 die Grenzen für Immigranten schloss, fanden weitere Migrationsbewegungen nach Südamerika sowie nach Westeuropa, insbesondere Frankreich, statt.
Für die Schweiz waren aber die politisch orientierten Auswanderungen nach dem Prager Frühling im Jahre 1968 ausschlaggebend. Nach der Besetzung durch die Truppen des Warschauer Pakts reagierte die Schweizer Behörde schnell und öffnete sofort ihre Grenzen, bot diesen Menschen unkompliziert Asyl an und nahm 21’000 Tschechoslowaken auf. Zum Zeitpunkt der Niederschlagung befanden sich bereits zahlreiche Touristen aus der CSSR in der Schweiz. Den CSSR Bürgern sollte Zeit gelassen werden, sich ihre Entschlüsse zu überlegen, deshalb wurde der kantonalen Fürsorgedirektion aufgetragen, tschechoslowakische Touristen zu betreuen und dafür dem Bund dies in Rechnung zu stellen. Die Flüchtlinge erhielten gebührenfrei eine Aufenthaltsbewilligung für drei Monate und wurden an Fürsorgestellen verwiesen.
Asylgesuche gab es zunächst nur wenige. Erst nach der endgültigen Besetzung entschlossen sich mehr Tschechoslowaken in der Schweiz zu bleiben. Insgesamt migrierten 14.5 Tausend tschechoslowakische Exilanten in die Schweiz, was die drittstärkste Gruppe der Schweiz-Immigranten nach dem Jahr 1945 darstellt. Die aktuelle Migration nach 1999 wurde bislang noch nicht erfasst, deshalb fehlen genauere Zahlen.
Quellen:
Martin, Susane et al. (2000): World Migration Report. Internationale Organization for Migration: https://publications.iom.int/system/files/pdf/wmr_2010_english.pdf [ 15.02.2016].
http://www.czech.cz/de/62194-tschechen-im-ausland
http://www.unhcr.ch/unhcr/in-der-schweiz/fluechtlingsland-schweiz.html
http://www.srf.ch/play/radio/100-sekunden-wissen/audio/pragerfruehling?id=f0081297-1603-4bee-bbb7-70b5a5c8e6a9
Bildquelle: http://www.beobachter.ch/politik/migration/artikel/zuwanderung_angst-ist-der-falsche-ratgeber
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